Die Wanderung München-Venedig stellt etappenweise durchaus beachtliche Anforderungen an die körperliche Verfassung und Leistungsfähigkeit. Manche Teilstrecken führen durch anspruchsvolles alpines Gelände und verlangen einiges an Zähigkeit und Ausdauer. Bis zu 1500 Höhenmeter auf- und wieder abzusteigen und sieben bis acht Stunden täglich zu laufen, und das einen Monat lang, ist keine Leichtigkeit!
Nicht wenige Wanderer kommen schon in den ersten Tagen an ihre physischen Grenzen, nicht zuletzt auch deshalb, weil oft behauptet wird: Die Kondition kommt während der Tour ganz von selbst. Darauf sollte man sich aber nicht verlassen. Das mag vielleicht bis zum Ende der Tour zutreffen, aber gerade in den ersten 10-14 Tagen sind Viele überfordert. Sie schinden und quälen sich und verlieren bald den Spaß an dem Unternehmen. Sie rutschen mit leichten Turnschuhen umher, stolpern ausgelaugt und ohne Kraft in den Beinen über schroffe Felsen oder kämpfen mit ernsthaften Herz-Kreislaufproblemen. Schon nach dem Überschreiten der Benediktenwand gibt es zahlreiche Wanderer, die die Tour schockiert abbrechen müssen - völlig überrascht, wie anspruchsvoll die Wanderung schon im verhältnismäßig sanften Alpenvorland ist.
Wir haben in einem Wanderführer gelesen, dass jeder körperlich gesunde Mensch, egal ob Kind oder Senior, die Weitwanderung München-Venedig problemlos bewältigen kann. Wir sind definitiv nicht dieser Meinung! Alpine Fernwanderungen sind keine sanften Wege. Wer die Alpen überquert, muss sein Können richtig einschätzen und wissen, was ihn erwartet. Wegen Fehleinschätzungen sterben jedes Jahr Menschen, auch im leichten Gebirge.
Wir wollen dich mit diesen Worten, gleich zu Beginn der FAQ, keineswegs verunsichern. Viel mehr aber anregen, die Tour mit dem passenden Respekt anzugehen. Entsprechend vorbereitet ist die Wanderung ein grenzenloses Erlebnis, von dem du jahrelang zehren kannst.
Letztlich gilt: Wenn du gut trainiert und sportlich bist und darüber hinaus auf alpine Erfahrungen zurückgreifen kannst, wirst du die München-Venedig Tour in 29-30 Tagen (eventuell auch weniger) bewältigen.
Wenn du schlecht trainiert oder untrainiert bist bzw. keine oder nur wenig alpine Erfahrung hast, kannst du das nicht! In diesem Fall solltest du im Vorfeld ausreichend trainieren bzw. die Wanderung auf einige Zusatz-Etappen ausdehnen. Wenn du zuvor ein paar Bergtouren mit einem Bergführer absolvieren kannst, um Erfahrung zu sammeln, wäre das hilfreich.
Für eine Fernwanderung stellt sich eher folgende Frage: Wie viel kann ich komfortabel tragen? In der Regel sollte das Rucksackgewicht für die Alpenüberquerung 12% deines Körpergewichts nicht überschreiten. Das sind durchschnittlich ca. 10kg bei einem Mann und 8kg bei einer Frau. Wenn du nicht mehr trägst, wirst du den Rucksack auf deiner Wanderung kaum merken und er wird dich nicht weiter stören. Um den größtmöglichen Erlebniswert auszuschöpfen, solltest du dieses Ziel ansteuern.
Achte darauf, einen guten Rucksack zu verwenden und überlege dir, wie du diesen packst. Hier findest du Informationen zur Rucksackwahl und zum richtigen Packen.
Wenn du jedoch gerne im Freien übernachtest, ambitioniert fotografierst und viel Equipment brauchst, oder aber sehr Komfort verwöhnt bist und dich einfach nicht von manchen Dingen trennen kannst, wird dein Rucksack deutlich schwerer werden. Je nach deiner körperlichen Verfassung kannst du dir natürlich auch mehr Gewicht aufbürden. 15% des Körpergewichts wird auf Dauer meist als erträglich empfunden. Die Obergrenze von 20% deines Eigengewichtes solltest du aber nicht überschreiten, sonst wird die Tour zur Schlepperei.
An der Faustregel des Militärs, dass ein Rucksack bis zu einem 1/3 des Körpergewichtes wiegen darf, musst du dich nicht zwingend orientieren. ;-) Diesen Extremwert können nur perfekt durchtrainierte, außergewöhnlich ehrgeizige Menschen auf Dauer ertragen.
Ja!
Für jene Etappen der Wanderung, die durch alpines Gelände führen, sind detaillierte Karten notwendig. Um nicht zu viel Gewicht mitzuschleppen, empfehlen wir, aus den nötigen Karten großzügig den wichtigen Bereich der Route auszuschneiden. Neben der Hauptroute sollte immer genügend Substanz bleiben, um einen Abstieg ins Tal zu finden. Markante Gipfel, die bei der Orientierung hilfreich sein können, sollten sichtbar bleiben. Welche Karten wir vorschlagen, findest du auf unserer Ausrüstungsseite.
Die Abbildungen der Wanderkarten in den Wanderführern sind für die Gebirgsetappen nicht genau genug. Ein beliebter Wanderführer beschreibt, dass seine Abbildungen ausreichend sind und keine zusätzlichen Karten benötigt werden. Diese Darstellung empfinden wir als relativ kritisch. Die kleinen Kartenausschnitte sind zu begrenzt, um bei unvorhergesehenen Ereignissen, Wetterstürzen, Verletzungen usw. alternative Routen, bzw. Abstiegsrouten ausfindig zu machen.
Für die alpinen Etappen im bayerischen bzw. österreichischen Teil empfehlen wir Alpenvereinskarten oder ÖK-Karten, für Italien Tabacco Karten. Im Flachland reichen Karten der Firmen Kompass und Freytag & Berndt aus. Für die Bergetappen raten wir davon ab, weil diese zu ungenau und detailarm sind.
Ein GPS Gerät ersetzt keine Wanderkarte. Es ist aber sehr nützlich, um in manchen Situationen, bei Schlechtwettereinbruch, bei Nacht, usw. die Orientierung nicht zu verlieren. Bedenke jedoch, dass auch ein GPS Gerät selten genauer als 10-15m ortet und den Pfad nie ganz exakt anzeigt. Wenn du in dichten Nebel oder Schneefall gerätst, richte dich nicht blind nach dem GPS Track! Konzentriere dich primär darauf, so gut es geht, dem sichtbaren Weg zu folgen. Das GPS wird dir helfen nicht "verloren" zu gehen, doch vom Weg abzulassen und im "Blindflug" zu gehen, kann bei schlechten Verhältnissen im hochalpinen Gelände höchste Gefahr bedeuten.
Navigation per Handy mit speziellen Apps wie Komoot, Alpenvereinaktiv bzw. Outdooractive, Bergfex, ect. ist verlockend und kann, zusätzlich zur Wanderkarte, eine Hilfe sein. Allerdings ist es kein Ersatz zur Karte. Tägliche stundenlange Navigation benötigt einiges an Energie, die aber unterwegs leider oft nicht ausreichend zu bekommen ist. Darüber hinaus sind Handyakkus nicht immer verlässlich und können z.B. bei niedrigen Temperaturen schnell so weit abfallen, dass das Handy nicht zur Navigation verwendbar ist. (Vor allem wenn nicht mehr ganz neu) Im alpinen Raum ist ausserdem oft kein Empfang, was dein Handy dazu verannlasst ständig nach Netzen zu suchen, was zusätzlich viel Energie verbraucht. Generell raten wir deshalb das Handy untertags auszuschalten, um im der Situation eines Notfalles ausreichend Strom zu haben. Eine ausreichend starke USB Powerbank im Rucksack wäre da vielleicht eine Hilfe. Aber wegen ihrem Gewicht, bist du mit Karten(ausschnitten) besser bedient und vor allem sicher.
Sportliche, gut trainierte und gesunde Personen mit Bergerfahrung bedürfen keiner weiteren Vorbereitung. Testhalber solltest du aber mit vollem Gepäck 2-3 Tagestouren absolvieren. Wer ohnehin viel wandert, kann auch darauf verzichten und einfach losmarschieren.
Schlechte Kondition ist kein Grund, das Unternehmen München-Venedig nicht anzugehen! Es gibt viele Möglichkeiten, im Vorfeld Kondition aufzubauen. Wer in Bergnähe wohnt, kann über einen längeren Zeitraum sich langsam steigernde und immer schwierigere Touren gehen und befindet sich so relativ schnell in einem guten körperlichen Zustand. Wer weit entfernt von den Bergen lebt, für den bietet sich ein Fitnessstudio oder Lauftraining an. Im Studio würden wir empfehlen, einige Trainerstunden zu nehmen, der Trainer stellt ein effektives Training zusammen und bald steht München-Venedig nichts mehr im Wege.
Stark übergewichtige Personen oder solche mit chronischen Erkrankungen (Herz, Atemwege, Asthma, etc.) oder ältere Menschen sollten einen Arzt aufsuchen, sofern sie Befürchtungen haben, ob sie die Anstrengung gut aushalten.
Wenn es dir absolut an Bergerfahrung mangelt, bieten Alpenvereine oder Naturfreunde Kurse oder mehrtägige Wanderungen an, bei denen du Erfahrung sammeln kannst. Natürlich kannst du dich auch einem Bergführer anvertrauen und dich mit ihm spezifisch vorbereiten.
Last but not least: Der letzte Erste-Hilfe-Kurs sollte nicht länger als fünf Jahre her sein ...
Mit dem Zelt in den Bergen unterwegs sein, bedeutet am Rande der Legalität zu handeln, denn das Zelten im Gebirge ist meistens verboten. Dies steht im Gegensatz zum ungeplanten alpinen Notbiwak. Ein Notbiwak ist überall erlaubt. Ein geplantes Biwak wird außerhalb von Schutzgebieten manchmal geduldet, obwohl es verboten ist.
Definition Biwakieren:
Übernachten für eine Nacht ohne Zelt unter freiem Himmel. Beim Biwakieren wird meist ein Biwaksack (leichter wasserfester Schutzsack in Körpergröße) verwendet. Moderne Biwaksäcke sind ultraleichten Zelten teilweise sehr ähnlich.
Definition Zelten:
Unter Zelten wird normalerweise das Übernachten mit einem Leichtzelt (ca. 0,8 bis 3kg) verstanden. Ein Leichtzelt lässt sich in der Regel einfach im Rucksack transportieren und kann problemlos auf jede Wanderung mitgenommen werden. Da moderne Zelte heute aus ultraleichten Materialien hergestellt werden, verschwimmt die Grenze zwischen Zelten und Biwakieren allmählich.
Da die Rechtslage in Bayern, Tirol und Italien sehr unterschiedlich ist und die Gesetze zudem oft verschieden ausgelegt werden, hier einige Links und Downloads zu rechtsrelevanten Informationen:
Information des OEAV zum Zelten und Biwakieren in Österreichs Bergen –
eine Übersicht rechtlicher Rahmenbedingungen
Information des DAV zum Campieren und Biwakieren in den Alpen
Information des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit
In jedem Fall ist rücksichtsvolles Verhalten Pflicht!
Kein Feuer machen!
Die Lebensgrundlagen für Pflanzen und Tiere schonen.
Lärm vermeiden, besonders in der Dämmerung, wenn die Wildtiere aktiv und störanfällig sind.
Toilette min. 50m von Gewässern entfernt verrichten. Exkremente vergraben.
Keine Abfälle zurücklassen.
Biwak erst in der Abenddämmerung einrichten und in der Morgendämmerung bereits wieder verlassen. Das Biwakieren bzw. Zelten stellt eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Herausforderung dar. Neben der Biwakausrüstung muss mehr Wasser und Verpflegung mitgenommen werden. Wer sich nicht kaputtschleppen will, muss wissen, wie er mit Hunger zurechtkommt. Die Biwakplatzsuche ist oft, am Ende eines langen anstrengenden Tages, sehr mühsam. Das Waschen stellt meistens ein Problem dar. Gewitter und Wetterkapriolen können sehr unangenehm werden. Wenn du im Gebirge im Freien übernachten willst, brauchst du gutes Equipment und ausreichend Erfahrung mit Wetter und Kälte. Minusgrade in der Nacht sind auch im Sommer nicht abnormal. Ein biwaktauglicher Schlafsack muss auch im Hochsommer einen Komfortbereich von mind. -5 Grad gewährleisten.
Wenn du nicht im Zelt schläfst, brauchst du einen Biwaksack, um vor Nässe, Wind und Kälte geschützt zu sein. Der Biwaksack sollte möglichst dampfdurchlässig sein, um die Kondenswasserbildung zu reduzieren, sonst verklumpt der Schlafsack nach kurzer Zeit und verliert massiv an Wärmeleistung.
Es ist allgemein bekannt, dass das Wetter im Gebirge sehr schnell umschlagen oder Nebel aufziehen kann. Innerhalb eines Wandertages kannst du in den Bergen praktisch alle Wetterkapriolen kennenlernen, die der Wettergott zu bieten hat. Brütende Hitze, kalter Wind, spektakuläre Gewitter mit heftigen Sturmböen, Starkregen und Hagel sowie dichter Nebel oder Schneegestöber, das alles kann dich theoretisch innerhalb weniger Stunden überraschen.
Das muss kein Problem sein, sofern du die richtige Kleidung dabeihast. Wer je im Gebirge in schweres Wetter geraten ist, wird kaum mehr ohne Wetterschutz aufbrechen, und das zurecht.
Regen und Kälte
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wirst du auf der Traumpfad Wanderung auch einmal die Berge von ihrer nassen Seite kennenlernen. Wenn du entsprechend ausgerüstet bist, macht das auch nicht viel, im Gegenteil. Es hat sogar einen gewissen Reiz, die Naturgewalten hautnah zu fühlen. Doch unterschätzen darf man das Bergwetter nicht. Selbst an heiteren Tagen kann auf 2000m die Temperatur in kurzer Zeit von "wohlig-T-Shirt-warm" auf "frostig-Jacken-Mützen-frisch" umschlagen. Eine größere Wolke am Himmel, etwas Wind dazu und schon wird es ungemütlich, umso grimmiger noch, wenn man an einem ohnehin schon wolkig kühlen Tag in Regen gerät.
Wenn du Regenjacke, Regenhose, Mütze, Handschuhe, einen Biwaksack und eine Alu Rettungsdecke im Rucksack hast, kann es durchaus auch reizvoll sein, bei schlechteren Wetterbedingungen zu wandern. Vorausgesetzt natürlich - du beherrscht den Umgang mit Karte, Kompass und Höhenmeter und traust dir zu, auch im Nebel deinen Weg zu finden. Nebel ist ein häufiger Begleiter bei trübem Bergwetter, in null Komma nichts kann er dich einhüllen und ebenso schnell kann er wieder verschwunden sein.
Wenn allerdings Dauerregen angesagt ist, macht Wandern wenig Spaß. Unter Umständen kann es bei intensiverem Regen sogar ziemlich gefährlich werden, nämlich dann, wenn durch das viele Wasser der Boden aufweicht, Hänge abrutschen oder Bäche so groß und reißend werden, dass ein Passieren nur unter hohem Risiko möglich ist. In dem Fall ist ein Hüttentag weitaus angenehmer.
Kaltfront
Stahlblauer Himmel, keine Wolke weit und breit, aber der Wetterbericht spricht von einer Kaltfront und einem kommenden Wettersturz. Wo soll denn da ein Wetter herkommen? Ein Klassiker, von dem man sich nicht täuschen lassen sollte. Die Ankunft einer stärkeren Kaltfront wird nicht selten durch besonders klare Luft angekündigt. Wenn dazu noch recht starker, kühler Wind bläst, dürfte die Front schon sehr bald eintreffen. Beim Frontdurchzug sinkt die Temperatur um mehrere Grade. Nicht selten liegt nach ihrem Vorüberziehen dort Schnee, wo du am Vortag einen sonnig warmen Bergsommer genossen hast.
Im Fall einer eintreffenden Kaltfront gilt: Nur kurze Etappen antreten, wo du jederzeit absteigen kannst oder einen Hüttentag einlegen, denn wenn du im Gebirge eingeschneit wirst, hört der Spaß im Allgemeinen auf.
Gewitter
Eine beträchtliche Gefahr geht im Hochsommer von Gewittern aus. Dennoch ist die Chance, von einem Blitz getroffen zu werden, auch im Gebirge extrem niedrig. Trotzdem sollte man Gewittern ausweichen, denn ein Blitzschlag endet meist tödlich. Hole bei jeder Gelegenheit den aktuellen Wetterbericht ein und beobachte die Wolken, das ist für die Tourenplanung unverzichtbar.
Wenn ein Gewitter aufzieht: Grate verlassen, runter vom Gipfel, weg vom Gipfelkreuz. Wenn du gerade auf einem Klettersteig unterwegs bist, versuche diesen im rechten Winkel zu verlassen und von allen Metallteilen Abstand zu gewinnen. Höhlen bieten nur Schutz, wenn sie trocken und groß sind. Wenn du exponierte Stellen nicht verlassen kannst, hocke dich auf eine isolierende Unterlage, zieh die Beine an und ziehe, wenn möglich den Biwaksack über dich, um das Wetter zu überstehen. Der gelernte Umgang mit Landkarte, Kompass und Höhenmesser ist wichtig, um in solchen Situationen auf der sicheren Seite zu bleiben.
Hitze
Eine andere Gefahr birgt die Hitze. Hast du gewusst, dass der häufigste Einsatzgrund der österreichischen Bergrettungen im Sommer die Bergung von Wanderern mit Herz-Kreislauf-Störungen ist? An heißen Tagen verliert unser Körper bei hoher Aktivität sehr viel Wasser und Salz durch das Schwitzen. Es besteht die Gefahr des Austrocknens des Körpers (Dehydratation). Trinke an heißen Tagen mehr, als du für nötig hältst.
Im einfachsten Fall bewirkt Wasserverlust ein vermehrtes Müdigkeitsgefühl und Leistungsabfall, eventuell erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität. Im schlimmeren Fall kann es zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen, begleitet von Kopfschmerz, Übelkeit, Gleichgewichtsproblemen und teilweise auch unkonzentriertem, torkelndem Gehen, was zusätzlich die Gefahr eines Absturzes birgt.
Im Extremfall kann Dehydratation zur totalen Erschöpfung und zu einem Hitzschlag führen. Vermehrt betroffen von den Auswirkungen der Hitze sind Kinder und ältere oder bereits geschwächte Personen. Tipp: Brich an heißen Tagen möglichst früh auf und nütze die kühlen Morgenstunden, um besonders anstrengende Etappen anzugehen.
Die Gründe, warum man in Bergnot geraten kann, sind vielfältig, z.B. falsche Einschätzung der eigenen Kräfte, Unkenntnis der Gegend, schlechte Ausrüstung, Verletzungen, Wetterumsturz, etc. Dabei ist es nebensächlich, ob du selbst verschuldet oder nicht selbst verschuldet in eine solche Situation kommst.
Wenn du in Bergnot gerätst, ist das Wichtigste, nicht in Panik zu geraten. Am München-Venedig Wanderweg bist du in einem Gebiet mit effizienten Bergrettungsdiensten und guter Infrastruktur für alpine Notfälle. Es gibt in praktisch jedem Talort höchst erfahrene Bergretter. Die Rettungsdienste in Bayern, Tirol, Südtirol und im Veneto verfügen jeweils über zahlreiche Rettungs-Hubschrauber, die in kurzer Zeit zu Hilfe kommen können. Die Chancen für deine Rettung könnten in kaum einem Gebiet der Alpen besser sein.
Wenn du in Bergnot gerätst, überlege dir zuerst, was tu tun musst, um die Situation so lange zu überstehen, bis Rettung eintrifft. Handle rationell und in Einzelschritten. Erledige Schritt für Schritt, einen nach dem anderen, um die Situation zu entschärfen und den Rettungsprozess in Gang zu bringen.
Wenn du aus Wettergründen fest steckst, Nebel, Schneefall, Nacht, ... versuche dich den Umwelteinflüssen so weit als möglich zu entziehen, Biwaksack, Unterschlupf, Kleidung und gib das alpine Notsignal ab (siehe weiter unten).
Wenn Verletzte in den Notfall involviert sind, gilt es als erstes, erste Hilfe zu leisten. Unbedingt wichtig ist aber, dass du dich dabei nicht selbst in Gefahr bringst, das hilft dem Verletzen nicht weiter und die Einsatzkräfte haben unter Umständen ein weiteres Opfer zu versorgen. Wenn der Verletzte weitgehend versorgt ist, informiere die Rettungskräfte und organisiere die Bergung.
Wenn du ein Handy und Empfang hast
Die wichtigsten Telefonnummern für den Alpinen Notruf:
Österreich 140 - Italien 118 - Bayern 112 - universeller Europanotruf 112
Tipp: Das Handy während der Wanderung immer ausschalten, da das Gerät ansonsten ständig versucht, eine Verbindung zu finden und den Akku unnütz verbraucht. (Daher raten wir auch von der dauerhaften Verwendung von Navigations Apps ab)
Zuerst immer die länderspezifischen Notrufnummern versuchen, da die Abwicklung schneller funktioniert. Kommt eine Verbindung zur Notrufzentrale zustande, gibt es ein Schema, nachdem vorgegangen wird. Der Retter fragt das sogenannte W-Schema ab:
Wer meldet den Unfall?
Wichtig ist auch, die Telefonnummer anzugeben, da die Retter dann Kontakt aufnehmen können.
Wo genau ist der Unfall passiert?
Du solltest immer in etwa wissen, wo du dich befindest. D.h.: Wichtige Wegpunkte merken und immer eine detaillierte Wanderkarte dabeihaben, mit der du den Ort richtig bestimmen kannst.
Was genau ist passiert?
Beschreibe die Art des Notfalles. Ist jemand verletzt, welche Verletzung, sitzt du im Nebel fest, usw.
Wie viele Personen brauchen Hilfe?
Die Anzahl der Verletzten und Hilfsbedürftigen ist wichtig für die Einsatzplanung.
Wann ist der Unfall, die Notlage passiert?
Uhrzeit reicht aus.
Wetter und Zugangsmöglichkeit?
Wenn der Ort des Unfalles etwas weiter von der jeweiligen Rettungsdienststelle liegt, ist eine kurze Information über das Wetter wichtig, weil dann entschieden werden kann, ob ein Hubschrauber eingesetzt werden kann. Ansonsten ist es hilfreich für die Retter zu wissen, ob ein Auto zufahren kann oder der Verletzte nur zu Fuß erreichbar ist.
Niemals selbsttätig auflegen, das Telefongespräch wird ausschließlich vom Rettungsdienst beendet, er könnte noch Fragen haben! Auch danach das Handy keinesfalls ausschalten, du musst unbedingt erreichbar bleiben. So können vom Arzt erste Hilfe und Tipps gegeben werden, der genaue Standort nachgefragt und viele weitere hilfreiche Dinge geklärt werden. Außerdem ist es möglich, ein eingeschaltetes Handy zu orten!
Wenn du ein Handy, aber keinen Empfang hast
Schalte das Handy aus. Wenn du ein Smartphone besitzt, fahre es komplett herunter. Dann schalte es wieder ein und gib anstatt des PIN Codes die europäische Notrufnummer 112 ein. Damit greift das Handy auf alle vorhandenen Handynetze zu, unabhängig vom jeweiligen persönlichen Netzanbieter. Verfahre weiter wie oben beschrieben.
Wenn du immer noch keinen Empfang hast, steige auf, da oft gerade im Gipfelbereich, auf Jöchern und Übergängen besserer Empfang herrscht.
Falls der Verletzte stabil und gut versorgt ist und du ihn alleine lassen kannst, lauf zur nächsten Alpinunfallmeldestelle (Hütte, Seilbahn, ...) und melde einen Notfall.
Wenn du den Verletzten nicht alleine lassen kannst, gib das Alpine Notsignal ab:
Gerätst du in Bergnot, ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Dunkelheit hereinbricht, deshalb sollte immer eine Taschenlampe mit dabei sein, um damit ein optisches Notsignal geben zu können.
Wenn du nicht selbst in Not gerätst, sondern zu einem Notfall hinzukommst, handle ebenso nach obigem Schema.
Abgesehen davon, dass du das sicherlich ohnehin als Selbstverständlichkeit ansiehst, bist du auch verpflichtet zu helfen. Gesetzestexte sind zwar von Land zu Land leicht unterschiedlich, aber wer
bei Unglücksfällen oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und zumutbar ist, insbesondere ohne sich selbst erheblicher Gefahr auszusetzen, kann dafür hoch bestraft werden.
Die Kosten einer Bergung
Prinzipiell sollte sich jeder, der im Gebirge Sport ausübt, gut überlegen, welche Versicherungen Sinn machen. Obwohl die Meinung weit verbreitet ist, dass die gesetzliche Krankenversicherung ausreichend ist, deckt sie normalerweise die Bedürfnisse eines Bergwanderers, vor allem im Ausland, nicht ab. Alpenvereinsmitglieder sind in fast allen Fällen ausreichend versichert. Nicht-Mitglieder sollten über andere Versicherungen, wie Auslandsreise Krankenversicherung, Privathaftpflicht und Rechtsschutz nachdenken.
Versicherung über die Mitgliedschaft beim Alpenverein
Die Mitgliedschaft bei einem Alpenverein ist versicherungstechnisch unbedingt zu empfehlen, da wichtiger zusätzlicher Versicherungsschutz gewährleistet wird. Alleine eine Hubschrauberbergung kann um die 3.000 Euro kosten, umso beruhigender ist es, zu wissen, dass die Versicherung des Alpenvereines Such-, Bergungs- und Rettungskosten bis zu 25.000 Euro übernimmt. Wichtig: Der Alpenverein versichert ausschließlich Fälle, die sich im Rahmen der Ausübung einer Alpinsportart ereignet haben!
Beim Österreichischen Alpenverein werden z.B. die Rückholkosten aus dem Ausland ohne Summenobergrenze übernommen. Außerdem ist eine Sporthaftpflichtversicherung inkludiert. Die brauchst du, wenn du dafür verantwortlich bist, dass ein anderer zu Schaden kommt. Das können Kleinigkeiten sein, wie die Beschädigung fremder Gegenstände, oder schlimmeres, wie ein von dir verursachter Unfall, für den du sonst die Kosten tragen musst. Stell dir nur vor, du trittst einen Stein los, der einen anderen Wanderer am Kopf trifft - das kann durchaus weitreichende Folgen haben.
Wenn du nicht beim AV bist, empfehlen wir zusätzliche Versicherungen
Auslandsreise Krankenversicherung
Diese erstatten in der Regel die gesamten Behandlungskosten auch wenn sie die üblichen Sätze im Heimatland übersteigen. Wenn du von einem Privatarzt oder einer Privatklinik im Ausland behandelt wirst, können schnell hohe Kosten auf dich zukommen, die aber bei Auslands Krankenversicherungen zu Gänze gedeckt sind. Außerdem hast du den Vorteil, dass die Kosten medizinisch notwendiger Krankenrücktransporte übernommen werden. In dem Fall unbedingt vorher Kontakt zur jeweiligen Versicherung aufnehmen, die klärt dann mit dem Arzt vor Ort ab, ob ein Transport notwendig und durchführbar ist. Handelst du auf eigene Faust, bleibst du mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Kosten sitzen.
Private Haftpflicht
Sie greift für den Fall, dass jemand durch dich zu Schaden kommt und du für die Folgekosten aufkommen musst.
Rechtsschutzversicherung
Das ist Geschmackssache. Die klassische Route, die Ludwig Graßler 1974 etabliert hat, bietet einen hohen Erlebniswert. Wenn du noch wenig in den Bergen Tirols, Südtirols und im Veneto gewandert bist und die meisten Gebirgsgruppen noch nicht kennst, kannst du getrost 1:1 der Graßler Route folgen.
Wenn du jedoch schon einige Zentralalpen- bzw. Dolomitenwanderungen hinter dir hast, solltest du die Route eventuell variieren, um neue Regionen kennenzulernen und zu erwandern. Eine gute Kombinationsmöglichkeit ergibt sich z.B. mit dem Dolomiten-Höhenweg Nr. 1, der als der schönste aller Dolomitenwege gilt.
Die Kosten der Tour hängen nicht zuletzt vom Komfortbedürfnis ab. Je bequemer und gemütlicher, desto teurer. Wer vorwiegend im Biwaksack schläft, sich selbst versorgt und keine Transportmittel oder Bergbahnen benützt, der wird am Tag selten mehr als 15 Euro benötigen. Alle anderen müssen tiefer in die Tasche greifen.
Jedenfalls ist eine Mitgliedschaft beim Alpenverein sinnvoll. Nicht nur, weil du dadurch gut versichert bist, sondern auch, weil du deutliche Ermäßigungen auf Übernachtung und Essen bekommst. Die Höhe des Nächtigungstarifs auf Alpenvereinshütten hängt davon ab, ob du Mitglied beim Alpenverein bist, da Alpenvereinsmitglieder bis zu 50% Ermäßigung auf die Übernachtung bekommen. Als Mitglied kannst du im Schnitt 13 Euro für die Übernachtung im Lager und 20 Euro für die Übernachtung im Zimmerlager rechnen, als Nicht-Mitglied entsprechend mehr.
Außerdem gibt es für AV Mitglieder das sogenannte "Bergsteigeressen", es darf nicht mehr als 9 Euro kosten und sollte mindestens 500 Gramm haben. Das Frühstück auf AV Hütten kostet im Schnitt um die 8,50 Euro, allerdings bekommt man dafür meist nicht mehr als drei Scheiben Brot, Butter, Marmelade und Kaffee oder Tee. Da das Preis-Leistungsverhältnis hier oft nicht stimmt, versorgen sich viele Wanderer gerade am Morgen selbst.
Auf den Tagesetappen gibt es teilweise Einkehrmöglichkeiten, teilweise nicht. Wenn du eine Jause mit dabeihast, bist du natürlich deutlich günstiger unterwegs, als wenn du dir Mittags ein Essen gönnst. Nicht zu unterschätzen sind die Getränkepreise. Wer den ganzen Tag gewandert ist und geschwitzt hat, braucht viel zu trinken. Trinkwasser erhält man auf praktisch allen Hütten gratis, Säfte und alkoholische Getränke sind aber relativ teuer. Alles zusammen wirst du also mit 30 bis 50 Euro am Tag für Unterkunft und Verpflegung in den Bergen auskommen. Wichtig: Das Verzehren mitgebrachter Speisen und Getränke auf Hütten wird nur (teilweise) in Deutschland toleriert. In Österreich und in Italien ist es ein No-Go und wird als respektlose Ausnutzung der Gastfreundschaft angesehen. Akzeptiert wird es nur im Selbstversorgerraum, sofern einer zur Verfügung steht.
Im Tal wird es erfahrungsgemäß etwas teurer, das Zimmer kostet mehr und oft möchte man sich dann vielleicht ein bisschen verwöhnen, gut Essen und auch mal ein Gläschen Wein trinken. Für Unterkunft und Verpflegung im Tal würden wir 50 bis 70 Euro am Tag veranschlagen.
Richtwert Nächtigungs- und Verpflegungskosten (pro Person)
Gehen wir davon aus, dass du 29 Tage unterwegs bist, 23 Mal am Berg und 6 Mal im Tal übernachtest - im Schnitt wirst du dann ca. 1.300,- Euro für Übernachtung und Verpflegung rechnen müssen. Die meisten Wanderer werden jedoch den einen oder anderen Pausetag einlegen. Wir denken mit 1.500 Euro bist du gut versorgt.
Zu den Kosten kommen gegebenen Falls noch Transport und Bergbahnen. Wer lieber auf lange Hatscher in der Ebene verzichtet, kann Bus oder Bahn nützen - je nachdem, wie oft, kann auch das schnell recht teuer werden. Wer das eine oder andere Mal Bergbahnen benützen möchte, sollte auch mit höheren Kosten rechnen, da eine Einzelfahrt leicht 10 Euro kosten kann.
Richtwert Gesamtkosten (pro Person)
Bei realistischen 33 Tagen mit durchschnittlichem Übernachtungskomfort, teilweise mittags Selbstversorgung und manchmal Abends auch ein Gläschen Wein, zwischendurch eine Bergbahn sowie die Zugfahrt von Venedig zurück nach München (ca. 120 Euro), solltest
du ein Budget von knapp 2.000 Euro veranschlagen.
Auf den Hütten solltest du immer genügend Bargeld mitnehmen, weil Kredit- oder Geldkarten kaum akzeptiert werden. Im Tal kannst du dich bei Geldautomaten immer wieder mir Bargeld eindecken. Achtung: im Ausland am besten immer mit der EC-Geldkarte vom Geldautomaten abheben, da bei der Kreditkarte erheblich höhere Kosten anfallen können. Um im Tal zu bezahlen, ist eine Kreditkarte hilfreich, muss aber nicht sein.